Unser Verein beschäftigt sich auch mit der Traditionspflege des Königlich Sächsischen 3. Infanterieregiments Nr. 102.
Das in Zittau beheimatete Regiment hatte auch in Löbau von 1915-1917 das II. Ersatzbataillon zur Rekrutenausbildung.


Die Geschichte des Regiments beginnt praktisch 1709, als es von Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke) übernommen wird.

Das Bild zeigt eine nachgestellte Szene mit "August dem Starken" 1933 in Bautzen.


Anfang 1863 erhielt die sächsische Armee neue Uniformen. In der Schlacht bei Königgrätz 1866 kämpften die Sachsen (22.000 Mann) allerdings an der Seite der Österreicher gegen die Preußen. Bereits 1867 wurden wieder neue Uniformen, jetzt im preußischen Stil, eingeführt. Die Bildung des deutschen Kaiserreiches stand unmittelbar bevor.

Denkmal auf dem Schlachtberg bei Königgrätz mit der Inschrift: Den heldenmütigen Kriegern Österreichs und Sachsens, 3.Juli 1866. Insgesamt fielen 44.000 Mann.



Auf dem Löbauer "Alten Friedhof" steht dieser restaurierungswürdige Gedenkstein zu Ehren der im Löbauer Lazerett 1866 verstorbenen sächsischen, preussischen und österreichischen Soldaten.

Ab 1867 blieben das I. und II. Bataillon und ab 1869 auch das III. Bataillon, welches in Löbau stationiert war, in Zittau.

Im April 1868 erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau der Mandaukaserne.
Die für 1200 Mann vorgesehene Kaserne wurde am 16. Oktober 1869 vom IR-102 belegt.
(Foto: Archiv Stadtmuseum Zittau)


Die 9. und die 11. Kompanie mussten allerdings in die ehemalige "Alte" Kaserne an der Pfarrstrasse einziehen.
Dieses Gebäude brannte am 02. März 1906 nieder.


Im Jahre 1869 wurde die alte Hauptwache in der Zittauer Neustadt abgetragen.

Ab 1867 trugen die sächsischen Soldaten neue Uniformen, auch das K.S.Inf.Rgt.102.
Typisch war die (preussische) Pickelhaube, der dunkelblaue Uniformrock und der zusammengerollte graue Mantel.
Außerdem erfolgte die Ausrüstung mit dem Zündnadelgewehr System Dreyse.

Gleichzeitig erfolgte eine neue Einteilung der sächsischen Einheiten (Regimenter 100-108). Das 3.(sächsische) Infanterieregiment Nr.102 (Deutschland) erhielt die Bezeichnung "Kronprinz". Seine königliche Hoheit Kronprinz Albert war Chef des Regiments.



Auf dem Bild sieht man eine damalige Fahne eines sächsischen Infanterieregiments, in dem Falle des 1. Bataillons.
Bei der Reorganisation des Regiments 1867 erfolgte auch schrittweise eine neue Aufteilung der Rekruten nach der Größe. Also die 1. Kompanie erhielt die größten und die 12. Kompanie die kleinsten Leute.

Im Frühjahr 1869 wird in Zittau-Eichgraben Gelände zum Bau von drei Schießständen gepachtet.

Gegen 1870 war die deutsche Einheit seitens der einzelnen Regierungen aber auch beim deutschen Volk nur noch eine Frage der Zeit. Frankreich fürchtete um seine europäische Vormachtstellung und erklärte den deutschen Ländern den Krieg.
Die Mobilmachung erfolgte in Zittau vom 16. bis 25. Juli 1870.
Geführt wurden die deutschen Truppen vom preussischen Generalstabschef Helmuth von Moltke.


Das Regiment zog per Bahn gestaffelt ab 27. Juli 1870 mit insgesamt 3127 Mann in den Krieg gegen den Erzfeind Frankreich und überschritt am 12.August die französische Grenze bei Frauenberg. Zu Kampfhandlungen kam es bei St. Privat im Gebiet um Gravelotte.
Bild: Relief "Der Abschied" am Germania-Monument

Die nächste Station der deutschen Truppen war das Kampfgebiet von Sedan in den Ardennen.
Bayern und Sachsen leiteten die Schlacht von Sedan ein. Gemeinsam mit dem Bautzner 103ern erstürmte das Zittauer Regiment Kronprinz eine wichtige Höhe in Monvillers.
Nach den Kapitulationsverhandlungen in Sedan kamen etwa 100.000 Franzosen, darunter 39 Generäle, in deutsche Gefangenschaft. Auch Kaiser Napoleon III. wurde in Sedan interniert und kam nach Deutschland.

Ab 05. September 1870 begann der Marsch nach Paris, welches am 19. eingeschlossen wurde.
Für die 102er fing ein monatelanger Belagerungs- und Vorpostendienst an, teilweise bei Nässe und Kälte bis -12 Grad Celsius (Krankenstand 23 %).

Am 18.Januar 1871 kam es im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles zur Krönung des preussischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser.
Die Örtlichkeit vor den Toren von Paris wurde gewählt, weil Versailles damals provisorisches Hauptquartier der Belagerungsarmee war.

Seit Sedan und Kaiserproklamation erwachte das deutsche Nationalbewusstsein. Das Lied die " Wacht am Rhein" wurde (ebenfalls " Heil Dir im Siegerkranz ") zur inoffiziellen Nationalhymne.
Auf der patriotischen Postkarte: Feldgraue von 1914 vor dem Germania-Niederwalddenkmal

Am 29. Januar 1871 trat der Waffenstillstand in Kraft.
Die 102er wurden in das Fort Noisy einquartiert. 30.000 Bayern zogen am 1.März in Paris ein. Da die Franzosen am 27.Februar dem Friedensvertrag zustimmten, erfolgte der für den 5. März geplante Einzug von 15.000 Sachsen nicht mehr.
Auf dem Bild: Die Siegessäule in Löbau

Im Juni 1871 begann der Rückmarsch des Regiments nach 11 Kriegsmonaten. Am 26. Juni erfolgte die Bahnrückfahrt ab Kassel bzw. Mainz. Der umjubelte Einmarsch der 23. Division in Dresden fand am 11. Juni statt. Kronprinz Albert wurde zum Generalfeldmarschall befördert. Am 12. Juli fuhr das Regiment per Bahn nach Zittau.

Auf dem Bild: Das Siegesdenkmal auf dem Zittauer Frauenfriedhof

Das Regiment hatte im Krieg 70/71 zwei Offiziere verloren. Bei den Mannschaften betrugen die Verluste 109 Unteroffiziere und Soldaten, davon 59 an Krankheiten gestorben, einer verunglückt. Außerdem blieben 10 Mann vermisst.
Das Foto zeigt die Gedenksteine mit den Namen der Toten auf dem Zittauer Frauenfriedhof.

Ab Anfang 1872 stellte das Regiment im vierteljährlichen Wechsel mit dem Bautzner K.S. IR 103 die Besatzung (120 Mann) der Festung Königstein.
Foto: Kasematten der Festung Königstein

1873 übernahm Prinz Georg das Kommando über das Regiment, welches von nun an den Namen 3. Infanterieregiment Nr.102 erhielt, äusserlich erkennbar an den neuen Schulterstücken mit der 102. Ebenfalls neu eingeführt wurde das verbesserte Zündnadelgewehr Modell Beck.
Originalfoto von 1873 mit Korporalen (Unteroffiziere), welche noch  Schulterstücke des Regiments Kronprinz tragen.

Bereits 1874 erhielt das Regiment wieder ein neues Gewehr, das Modell 71 System Mauser. Es war ein Repetiereinzellader für Metallpatronen im Kaliber 11 mm.
Ebenfalls eingeführt wurde auch die neue Taktik für die Infanterie, das Feuergefecht aus der Schützenlinie heraus zu führen.
Bild: "Germania" Gipsentwurf 1:1 von 1874 des Dresdner Bildhauers Johannes Schilling für das 1883 bei Rüdesheim am Rhein errichtete Siegesdenkmal (heute UNESCO-Weltkulturerbe)


Im Sommer 1880 leistete das Regiment Hilfe während der Überschwemmung in der Oberlausitz. Es war in den Schwerpunkten Bernstadt und Herrnhut eingesetzt.
Bild: Die Siegessäule mit dem "Germania"-Standbild von Rietschel-Schüler Robert Henze wurde 1880 auf dem Dresdner Altmarkt eingeweiht. Das wertvolle Monument ist 1949 sinnloserweise zerstört worden.



1880 wurde Oberst Reyber neuer Regimentskommandeur. Er machte die Unterkünfte wohnlicher und richtete Bibliotheken für alle Bataillone ein. Eine Kantine wurde eröffnet und die Regimentschlachtanstalt erweitert.
Bild: Die Mandaukaserne mit der Zittauer Schmalspurbahn, welche 1890 in Betrieb genommen wurde.


In der Zeit vom 15. bis 21. September 1882 fanden teilweise in der Nähe von Riesa Kaisermanöver(Korps- und Feldmanöver) statt.
Foto: Bei diesem Foto einer 102er Feldparade war eine genaue Zeit-und Ortszuordnung bisher nicht möglich (Archiv, Stadtmuseum Zittau).

1886 erfolgte die Verleihung des Namens 3. Infanterieregiment Nr.102 " Prinzregent Luitbold von Bayern" durch König Albert von Sachsen.
Das Foto könnte zu dem Ereignis passen, ist aber nicht verbürgt (Archiv: Stadtmuseum Zittau).


1887 gab es Veränderungen bei der Uniformierung. Der Mantel wurde zusammengerollt mit Mantelriemen um den Tornister getragen. Brotbeutel und Feldflasche wurden am Leibriemen(Koppel) befestigt, der Tragriemen des Tornisters am Koppel. 1887 erfolgte auch die Umbewaffnung auf das Gewehr 71/84. Es war die verbesserte Ausführung des Mausergewehres M 71, jetzt mit einem Röhrenmagazin im Mittelschaft für 8 Patronen Kaliber 11 mm.

Ab 1885 wurde der Revolver M 83 bei der sächsischen Armee eingeführt und löste den M 73 ab. Bis 1909 blieb diese Waffe die Standardpistole des deutschen Heeres.
Die als Reichsrevolver bezeichnete Waffe im Kalliber 10,6 mm war bei ihrer Einführung bereits veraltet.


Der Säbel M 1867 (oft auch als Pallasch definiert, seltener als Degen)  der königlich-sächsischen Armee wurde in dieser Form in Sachsen verwendet. Die anderen  Armeen des deutschen Kaiserreichs hatten jeweils eine andere Gefässform, ebenfalls die sächsische Kavallerie.



Am 17. Mai 1889 hatten die 102er Wachdienst auf dem Königstein. Durch Blitzschlag explodierte eines der Pulvermagazine. 20.000 Stück Granaten und Gewehrmunition und
200 Zentner Zünder und Pulver flogen in die Luft. Die letzte Granate explodierte am vierten Tag.
Foto: Geschossmagazin 2; rechts und links die Türen für die Lichtgänge

Im Herbst 1890 wurde das Gewehr 88 im Kaliber 7,9 mm eingeführt. Es war eine Entwicklung der Gewehr-Prüfungskommission (kein Mauser-System) als Antwort auf das französische Lebel-Gewehr mit rauchschwachem Pulver. Deswegen taucht auch der Name Kommissionsgewehr oder Kaiser-Wilhelm-Gewehr auf.
Das 5-Schuss-Magazin war eine Mannlicher-Konstruktion. Die Zeit der Schwarzpulverpatronen war damit vorbei und die neuen leichteren Nitropatronen hatten die dreifache Brisanz.

Zur Bewaffnung in der sächsischen Armee: Artilleristen, ausgerüstet mit dem Reichsrevolver und dem Karabiner 88





1893 wurde in Sachsen die Dienstzeit in der Armee auf 2 Jahre angehoben. Ein Bataillon hatte jetzt 65 Unteroffiziere und 548 Gefreite und Gemeine.
Bild: Königs-Parade in Zittau am 15.April 1893 (Archiv/Stadtmuseum Zittau)


Die Quartierung erfolgte jetzt so, dass die 1. bis 8. Kompanie in der Mandaukaserne, die 9. und 10. Kompanie im Marstall (Bild), die 11. und 12.Kompanie in der Alten Kaserne
und die 13. und 14. Kompanie im ehemaligen Fabrikgelände Webervorstadt untergebracht waren. Die 13. und 14. Kompanie (IV. Bataillon) wurden 1897 wieder aufgelöst.


Am 25.April 1895 fand auf dem Markt in Zittau eine Parade vor König Albert statt.
(Foto: Archiv/ Stadtmuseum Zittau)



Ab 1895 wurden für das sächsische Armeekorps Schiessplätze in Königsbrück und Zeithain geschaffen, welche auch für die nachfolgenden Epochen von großer Bedeutung blieben.
Bild: Sächsische Infanterie marschiert durch Königsbrück


Durch die leichteren Patronen des Gewehrs 88 war es jetzt möglich, dass die Schützen 150 Patronen mitführen konnten, 2 x 30 vorn und 90 in einer Tasche hinten.

1897 zog die 9. und 10. Kompanie aus dem Marstall in die Neue Kaserne (Bild), ebenfalls das II. Bataillon des Inf.-Rgt.178. Vom IR 178  befand sich auch der Stab in Zittau.
Das I. Bataillon war in Kamenz stationiert.


Die Neue Kaserne das waren drei Mannschaftsgebäude für je zwei Kompanien und zwei Wirtschaftsgebäude mit Wohnungen für Unteroffiziere und Beamte. Zusätzlich entstanden bis 1897: Exerzierhaus, Kammergebäude, Geräteschuppen, Waffenwerkstatt, Arrestgebäude und Waschanstalt.
(Foto:Archiv /Stadtmuseum Zittau)

Ab 1895 begann man in Zittau mit umfangreichen Baumaßnahmen zur Umverlegung und Begradigung der Mandau. Unter anderem wurde sie auch seitlich im Abstand von 200 m an der Mandaukaserne vorbeigeführt. So konnte ab 1898 der Platz vor der Kaserne zum Exerzieren benutzt werden.
Bild: Der Königsplatz vor der Umverlegung der Mandau

Am 23. April 1898 fand aus Anlass des 70. Geburtstags von König Albert eine Parade auf dem Garnisons-Ex-Platz statt. Im Rathaus (Bild) wurde eine Gedenktafel für die Gefallenen des Krieges von 1870/71 enthüllt.